Auswandern nach Nordirland
Nordirland gehört zu Großbritannien und befindet sich auf der Insel Irland. Der Grenzübertritt in die benachbarte Republik Irland erfolgt ohne Pass- und Zollkontrollen; das Schengener Abkommen wird von Großbritannien jedoch nur teilweise umgesetzt. Als Teilstaat Großbritanniens ist Nordirland Mitglied der Europäischen Union (EU), die Einführung der gemeinsamen Währung Euro ist nicht geplant. Bezahlt werden kann in Nordirland sowohl mit dem gesamtbritischen Pfund Sterling als auch mit nordirischen Pfundnoten.
Die Insel Irland ist seit 1921 in den britischen Teilstaat Nordirland und die Republik Irland geteilt, als sechs der neun Grafschaften der Provinz Ulster an Großbritannien fielen. Die bis zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts in weiten Teilen Nordirlands herrschenden bürgerkriegsähnlichen Zustände wurden außerhalb des Landes vielfach als konfessionelle Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten wahrgenommene; tatsächlich ging es aber um die Frage, ob Nordirland mit der Republik Irland vereint werden oder ein Teil Großbritanniens bleiben sollte.
Die Wahrnehmung des Konflikts als religiöse Auseinandersetzung beruhte darauf, dass fast alle Verfechter der Vereinigung mit Irland der katholischen Kirche angehörten, während für den Verbleib bei Großbritannien überwiegend Mitglieder einer protestantischen Kirche (anglikanische Church of England oder presbyterianische Church of Scotland) waren. Inzwischen hat die Republik Irland den Verzicht auf eine Wiedervereinigung mit Nordirland erklärt. Ungeachtet der staatlichen Zugehörigkeit zu Großbritannien tritt Nordirland in den meisten Sportarten mit einer eigenen Nationalmannschaft an.
Da Nordirland zu Großbritannien gehört, gelten dort die gleichen Bedingungen für eine dauerhafte Einwanderung wie in England, Wales und Schottland. Jeder Bürger eines Mitgliedslandes der Europäischen Union darf nach Nordirland einwandern und dort eine beliebige Arbeit aufnehmen. Da in Großbritannien keine Meldepflicht besteht, entfällt auch in Nordirland die Verpflichtung, den Behörden gegenüber nachzuweisen, auf welche Weise der Lebensunterhalt verdient wird. Falls jedoch später die britische Staatsangehörigkeit beantragt werden soll, ist der Beginn des Aufenthalts in Nordirland oder in anderen Teilen Großbritanniens durch geeignete Unterlagen wie Arbeits- oder Mietverträge glaubhaft zu machen.
Arbeiten in Nordirland
Besonders die Region um die nordirische Hauptstadt Belfast weist einen hohen Grad an Industrialisierung auf, so dass dort leicht Arbeitsplätze für Facharbeiter aus Deutschland gefunden werden können. Die sehr guten Chancen für deutsche Fachkräfte erklären sich nicht zuletzt daraus, dass in Großbritannien kein mit dem deutschen vergleichbares Ausbildungssystem besteht. Weitere Arbeitsplätze lassen sich im Bereich des Tourismus finden. In Nordirland ist ebenso wie in anderen Teilen Großbritanniens die Zeitarbeit wesentlich weiter verbreitet als in Deutschland. Bewerbungsunterlagen sind in Nordirland grundsätzlich in englischer Sprache einzureichen. Dass ein Unternehmen diese in Irisch verlangt, ist sehr ungewöhnlich und wird ausdrücklich in der Stellenanzeige angegeben.
Leben in Nordirland
Der Linksverkehr stellt sicher in den ersten Tagen nach der Einwanderung eine Herausforderung dar, die meisten Menschen gewöhnen sich aber recht schnell an diese Besonderheit im Straßenverkehr. Das Gesundheitswesen in Nordirland unterscheidet sich vom deutschen dadurch, dass es durch Steuern finanziert wird, so dass keine besonderen Krankenkassenbeiträge anfallen. Der Besuch in einem Behandlungszentrum ist sowohl für Bewohner des Landes als auch für Urlauber grundsätzlich kostenlos möglich, lediglich für Medikamente und für Zahnersatz sind recht hohe Zuzahlungen zu leisten.
Das System der staatlichen Gesundheitsfürsorge führt in der Praxis zu recht langen Wartezeiten für nicht absolut lebenswichtige Behandlungen, so dass viele Nordiren den Abschluss einer privaten Krankenversicherung vorziehen. Diese übernimmt gemäß der Vereinbarungen im Versicherungsvertrag die Kosten für eine Behandlung bei Privatärzten. Der Abschluss einer solchen Versicherung ermöglicht eine schnellere Behandlung, angesichts der mit Ausnahme der Wartezeiten durchaus guten Qualität der staatlichen Behandlung erscheint er aber als nicht zwingend notwendig.
Das Schienennetz in Nordirland ist sehr dünn, fast alle Strecken gehen von Belfast aus. Der öffentliche Reiseverkehr innerhalb Nordirlands erfolgt zu einem sehr großen Teil mit Fernreisebussen. In Nordirland wird überwiegend Englisch gesprochen, die irische Sprache ist traditionell von geringerer Bedeutung als in der Republik Irland. Seit einigen Jahren lässt sich jedoch eine starke Tendenz zur Wiederbelebung des Irischen feststellen; unter anderem wird wieder Schulunterricht auf Irisch angeboten.
Die Straßenschilder in den meisten Städten Nordirlands sind wieder zweisprachig beschriftet. Ein Einwanderer in Nordirland muss nicht zwingend Irisch sprechen; Kenntnisse dieser Sprache ermöglichen aber den Zugang zu einer reichhaltigen Kultur und können auch zu einer Steigerung des Ansehens bei den Nachbarn beitragen. In einigen Teilen Nordirlands leben viele ursprünglich aus Schottland stammende Bewohner, diese sprechen mit Ulster Scots einen Dialekt der in Schottland häufig zu hörenden mit dem Englischen eng verwandten Sprache Scots. Lediglich auf der Insel Rathlin wird ein Dialekt des Schottisch-Gälischen als Zweitsprache neben Englisch gesprochen.